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Das gestichelte Ich

20/4/2016

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Der Weg zu meinem neuen Tattoo

Ich hatte den Gang zum Tattoo-Studio bereits vor ca 8 Jahren gewagt.
Damals gab es unglaublich viele Berichte über das Tattowieren im Fernsehen.
Jede Boulevard-Sendung hatte wenigstens zwei Beiträge pro Woche im Programm
und so kam ich mit dem Thema in Berührung.
Dann zeichnete ich mein Motiv. Auf einmal war es da.
Es steckte hinter meiner Stirn und ich brauchte es nur noch in die Freiheit zu entlassen.

Danach suchte ich mir ein Studio - es war das Big Wave Tattoo Studio nahe der Düsseldorfer Altstadt. Dreimal bin ich hingerannt. Beim ersten Mal war geschlossen. Beim zweiten Mal war der Entwurf nicht verwendbar. Ich dumme Nuss hatte auf Karopapier gearbeitet. Beim dritten Mal war es dann soweit.

Da das ganze aber in einer manischen Phase meiner Bi-Polaren Erkrankung (von der ich damals noch nicht wusste, dass ich sie mit mir herumtrage) entstanden ist, brauchte ich eine ganze Weile - bestimmt einen Monat, um mich mit dem Tattoo anzufreunden. In dieser ersten Zeit bekam ich laufend einen Schrecken, wenn ich meinen Arm betrachtet habe und fragte mich,
ob das wirklich so eine gute Entscheidung gewesen war.

Nun ja. Das war es. Ich liebe mein Zeichen und trage es mit Stolz.
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Nun, 8 Jahre später, hatte ich das dringende Bedürfnis, mein Tattoo um ein Vögelchen zu erweitern. Irgendetwas Kleines, Niedliches. Warum? Wusste ich gar nicht. Welche Bedeutung? Reine Zierde.
Da stolperte ich über einen Bericht, in dem es um die Motive ging, die heute nur noch mit Unwillen gestochen werden, einfach, weil es hier um Massenware geht, Bilder, die so inflationär sind,
wie damals die Verschönerung verlängerter weiblicher Rücken.

Rebellisch wie ich nun mal bin dachte ich mir zunächst: Scheiß drauf was der Tattowierer will, ist ja schließlich mein Körper. Und so sah und schaute ich mich durch die Flut der Vorlagen für... Vögelchen. Als ich aus dem Meer von gefiederten Freiheitssymbolen wieder auftauchte, war ich dann doch bedient. Gleichzeitig griff ich nach einem reinweißen Blatt Papier und fing an, zu zeichnen. Ich schloss die Augen, sah in mich hinein und ließ dem ersten Motiv, das sich zeigte, den Vortritt ins Freie.
Nach dem dritten Anlauf stand es dann.

Inklusive Bedeutung, aber dazu später mehr.
Bild
Diesmal war ich nur einmal im Big Wave - rechtzeitig zu High Noon.
Als es seine Tür öffnete, stand ich davor, mit der Vorlage in der Hand und Entschlossenheit im Herzen.

Alex nahm sich dann des Motives an, interpretierte es in seiner Handschrift ganz neu
-  und was soll ich sagen? Liebe auf den ersten Blick.
Wir diskutierten nur einen Punkt, von dem ich auch nicht abwich. Die Richtung des Motives.
Er wollte es um 90° drehen, damit der Betrachter es "von der richtigen Seite" sieht - ich sagte ihm aber:
 
Es ist für mich. Und so muss es für mich richtig sein, wenn ich drauf schaue!

Also wurde es nicht gedreht. Das Stechen war diesmal angenehmer.
Alex schaffte eine chillige Atmosphäre und wir unterhielten uns so angeregt, dass ich für einen Moment enttäuscht war, als es schon vorbei war. Wir haben uns schon vorab verabredet.
Wer weiß, vielleicht bin ich in 8 Jahren wieder da. Dann wäre ich 50.

Why not?
Bild
Zur Bedeutung

Das erste Tattoo steht für meinen kreativen Output.
Meine Bilder und Texte sind meine Babies.
Sie sind alles was ich habe - und das Motiv entsprang meinem Wunsch,
auch in Zukunft kreativ zu bleiben.
Der Halbkreis mit dem Punkt in der oberen Mitte des Motivs steht dabei für mich.
Ein ganzer Kreis steht in meiner Logik für Perfektion.
Da ich aber nicht perfekt bin, reichte es nur für den halben.

Das zweite Tattoo ist genau das Gegenteil.
Hier geht es um mich als Gesamtheit. Daher der ganze Kreis, in dessen Mitte mein Ich steht.
Die Strahlen symbolisieren  alles, was ich gebe. Die Schnörkel zeigen alles, was zu mir zurück kommt. Und die von Alex dazugedachten Tropfenlinien - die stehen für meine Tränen, die ebenso zu mir gehören, wie die tanzenden, verspielten Punkte,
die Heiterkeit, die ebenso ihren Platz in mir hat, wie die Trauer.

Auch wenn ich jetzt zwei verschiedene Stile mit mir durch die Welt trage - beides bin ich.
Und beides ist für mich so viel schöner als ein Vogel, der zur reinen Zierde auf meinem Handgelenk sitzt.

Ob man seine Zeichen nun in sich trägt oder sie nach außen zeigt, dass ist die eigenen Entscheidung.
Aber ich glaube fest daran, dass jeder so ein Symbol für sich hat. Egal in welcher Form.
Es lebe die Vielfalt.

Liebe Grüße,
Gabi
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