oder
Die textile Erinnerung
Die textile Erinnerung
Was hat es nur mit diesem Titel auf sich? Da muss und will ich etwas weiter ausholen. Als meine Mutter ihren zweiten Mann kennengelernt hatte und meine Schwester und ich vor der Aufgabe standen, ihn als Stiefvater zu akzeptieren, da ging es auch darum, wie wir ihn nun nennen sollten. Papi? Der Begriff war schon vergeben, denn auch wenn meine Eltern geschieden waren, blieb der Erzeuger eben immer noch: Papi. Vater? Ging aus biologischen Gründen schon nicht. Meine Schwester, die drei Jahre älter ist und damals immer noch davon träumte, dass meine Eltern wieder zusammen kämen, hätte sich zudem wahrscheinlich lieber die Zunge herausgeschnitten, denn den "Neuen" als Vater zu bezeichnen.
Vati? Ging gar nicht. So altmodisch haben wir uns nichtempfunden. Da kam meine Mutter dann mit "Daddy" um die Ecke - und genau das war er dann für mich. Vorbehaltlos, uneingeschränkt. Niemand hatte einen Daddy, so wie ich ihn hatte.
Er war groß, schweigsam, stets eine Villiger Kiel im Mundwinkel, die mit dem gelben Mundstück. So zog er über unser Grundstück im Sachsenwald, fällte hier einen Baum, verlegte dort einen neuen Plattenweg oder hackte Holz für den Ofen. Daddy war Elektriker und als Kind stromerte ich durch seine Werkstatt oder an seiner Seite durch den Wald. Ich habe von ihm gelernt ohne es zu wissen. Wahrscheinlich habe ich all das was er getan hat, wie ein Schwamm aufgesogen - jedenfalls habe ich heute keine Angst davor, auf Leitern zu stehen und Löcher in die Decke zu bohren, um hernach Lampen anzuklemmen. Ich weiß noch, dass ich als Kind einmal die Kettensäge bedienen durfte und von der Tischkreissäge magisch angezogen wurde. Alles viel spannender als Haushalt oder Unkraut zupfen.
Daddy lief nun gerne in Jeans und Karohemd oder Cordbuxe und Jeanshemd durch die Gegend und als er 1999 starb, da habe ich mir zwei Hemden von ihm ausgesucht, die ich als Andenken an ihn behalten durfte. Und nun kommen wir zum Ende dieser Ausholung: das Jeanshemd, das ich heute trage, ist seines. Ich trage es nicht oft - einerseits weil ich es schonen möchte, andererseits, weil es etwas ganz besonderes ist. Aber manchmal ist mir einfach danach, seine Gelassenheit zu spüren und dann sitze ich da, trage das Hemd oder halte es nur in der Hand und ich erinnere mich an die Abende, wenn er schweigsam auf seiner Couch gesessen hat, an sein jungenhaftes Grinsen und die blauen Augen - ja, ich muss sagen, dass ich eifersüchtig auf meine Mutter war, als ich in die Pubertät kam. Wirklich. Daddy war ein gutaussehender Mann, das kann man nicht anders sagen.
Heute habe ich aber zum Hemd gegriffen, weil es so gut zu der gelben Blumenwiese von Truly You passt.
Und zu den Jeansschläppchen. Und überhaupt. Heute geht es nicht um die melancholische Erinnerung, um das tief Bewegende, nein heute denke ich an unser gemeinsames Lachen und an die erste Zigarre, die ich mit ihm geraucht habe. Er wollte mich herausfordern. Und ich habe die Herausforderung angenommen - mannhaft und mit einem Lachen.
Und wer bis hierhin durchgehalten hat, kann jetzt noch ein paar bunte Bilder anschauen.
Vati? Ging gar nicht. So altmodisch haben wir uns nichtempfunden. Da kam meine Mutter dann mit "Daddy" um die Ecke - und genau das war er dann für mich. Vorbehaltlos, uneingeschränkt. Niemand hatte einen Daddy, so wie ich ihn hatte.
Er war groß, schweigsam, stets eine Villiger Kiel im Mundwinkel, die mit dem gelben Mundstück. So zog er über unser Grundstück im Sachsenwald, fällte hier einen Baum, verlegte dort einen neuen Plattenweg oder hackte Holz für den Ofen. Daddy war Elektriker und als Kind stromerte ich durch seine Werkstatt oder an seiner Seite durch den Wald. Ich habe von ihm gelernt ohne es zu wissen. Wahrscheinlich habe ich all das was er getan hat, wie ein Schwamm aufgesogen - jedenfalls habe ich heute keine Angst davor, auf Leitern zu stehen und Löcher in die Decke zu bohren, um hernach Lampen anzuklemmen. Ich weiß noch, dass ich als Kind einmal die Kettensäge bedienen durfte und von der Tischkreissäge magisch angezogen wurde. Alles viel spannender als Haushalt oder Unkraut zupfen.
Daddy lief nun gerne in Jeans und Karohemd oder Cordbuxe und Jeanshemd durch die Gegend und als er 1999 starb, da habe ich mir zwei Hemden von ihm ausgesucht, die ich als Andenken an ihn behalten durfte. Und nun kommen wir zum Ende dieser Ausholung: das Jeanshemd, das ich heute trage, ist seines. Ich trage es nicht oft - einerseits weil ich es schonen möchte, andererseits, weil es etwas ganz besonderes ist. Aber manchmal ist mir einfach danach, seine Gelassenheit zu spüren und dann sitze ich da, trage das Hemd oder halte es nur in der Hand und ich erinnere mich an die Abende, wenn er schweigsam auf seiner Couch gesessen hat, an sein jungenhaftes Grinsen und die blauen Augen - ja, ich muss sagen, dass ich eifersüchtig auf meine Mutter war, als ich in die Pubertät kam. Wirklich. Daddy war ein gutaussehender Mann, das kann man nicht anders sagen.
Heute habe ich aber zum Hemd gegriffen, weil es so gut zu der gelben Blumenwiese von Truly You passt.
Und zu den Jeansschläppchen. Und überhaupt. Heute geht es nicht um die melancholische Erinnerung, um das tief Bewegende, nein heute denke ich an unser gemeinsames Lachen und an die erste Zigarre, die ich mit ihm geraucht habe. Er wollte mich herausfordern. Und ich habe die Herausforderung angenommen - mannhaft und mit einem Lachen.
Und wer bis hierhin durchgehalten hat, kann jetzt noch ein paar bunte Bilder anschauen.
Habt Ihr auch textile Erinnerungen? Welche Geschichten stecken in Eurem Gewebe?
Ich hoffe, ihr bewahrt Euch die schönen Momente, die so kostbar sind
und lasst sie nicht von Motten anknabbern.
In diesem Sinne - alles Liebe,
Gabi
Ich hoffe, ihr bewahrt Euch die schönen Momente, die so kostbar sind
und lasst sie nicht von Motten anknabbern.
In diesem Sinne - alles Liebe,
Gabi